Vermutlich haben auch Sie sich schon mal gefragt, warum ein Theaterstück denn so
geworden ist, wie Sie es nun auf der Bühne sehen?
Der Autor Lutz Hübner hat mit seinem Stück GRETCHEN, S.89 ff – EIN THEATERKABARETT die Antwort auf oben gestellte Frage gegeben.
Als Beispiel dient ihm eine berühmte Szene aus dem wohl bekanntesten Theaterstück der deutschen klassischen Dramenliteratur: die Kästchenszene des Gretchens aus Goethes FAUST I „Es ist so schwül, so dumpfig hie …“
Lutz Hübner zeigt darin verschiedene Interpretationen dieser Szene. Der Zuschauer wird Zeuge, wie die unterschiedlichen Regie- und Schauspielerpersönlichkeiten um den stimmigen Ausdruck und eine kreative Zusammenarbeit ringen. Mit immer neuen
Macken und Ticks lässt Hübner die beiden aufeinander los und lässt kein Klischee
aus. Zudem gibt er den Blick hinter die Kulissen und in den Probenalltag frei.
Man muss FAUST I weder gelesen noch gesehen haben, um an den immer wieder überraschenden Perspektiven auf diese Kästchenszene sehr viel Spaß zu haben.
Und ganz nebenbei kommt leise und leicht, unbeschwert und heiter die Aufforderung:
Leute, schaut Euch das Leben von mehreren Seiten an – und Ihr werdet staunen.
Zum Inhalt von GRETCHEN, S.89 FF - EIN THEATERKABARETT
Eine Schauspielerin und ein Schauspieler spielen:
- eine Schauspielerin (die das Gretchen spielt) und eine Dramaturgin
- einen Regisseur (der FAUST I probt), einen Schauspieler, einen Requisiteur und einen Hospitanten
Der Ort: eine Probenbühne bzw. Gretchens Schlafkammer.
1. Die Anfängerin - eine übermotivierte Jungdarstellerin fällt ständig auf die Knie, bis der Regisseur mit dem Laufstall droht.
2. Der Streicher - ein Regisseur will FAUST I auf 90 Minuten kürzen und opfert dafür die Kästchenszene.
3. Der Schmerzensmann - ein Regisseur mit Karriereknick schickt eine Darstellerin auf die Suche nach den Extremen.
4. Der Schauspieler an sich - gewährt wahre Einblicke in die Seele dieser rätselhaften Spezies Mensch.
5. Das Tourneepferd - worin aus der Kästchen-Szene mal eben eine Operettennummer gemacht wird.
6. Die Dramaturgin - hier wird Gretchen zwar von einem Mann gespielt - aber bitte geschlechtsneutral, ohne Figur, mit Abstand zum Text und unter Zuhilfenahme des Eurydikeprinzips .......
7. Die Diva - ein Regisseur wird einer Feuerprobe ausgesetzt.
8. Der Freudianer - verwechselt die Probenarbeit mit einer Stunde Psychotherapie.
9. Der Hospitant - hat kein Feuer, aber am Ende eine Erkenntnis. |